Nach dem Schulgottesdienst des Elisabeth-von-der-Pfalz-Berufskolleg hat Steinmetzmeister Heinz-Werner Horn für das Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken einen Stolperstein vor der Kirchgasse 4 verlegt. Dort, direkt hinter der Jakobi-Kirche und dem heutigen Berufskolleg wohnte der Kaufmann Robert Grünewald, bis er am 9. Dezember 1941 gemeinsam mit seiner Frau Rosie nach Riga deportiert wurde. Ihr gemeinsames Kind Rachel war im selben Jahr einen Tag nach der Geburt gestorben.
Paten*innen des Stolpersteins für Robert Grünewald sind die Schüler*innen des evangelischen Berufskollegs. Sie haben ihren Gottesdienst genutzt, um die Spende für die Künstlerinitiative von Gunter Demnig als Kollekte zu sammeln. Bereits während der Vorbereitung ihrer Studienfahrt nach Auschwitz und Krakau hatten sie die bisherigen Stolpersteine in der Kirchgasse gereinigt und poliert, denn die Gedenktafeln mit der Messingoberfläche oxidieren mit der Zeit und verfärben sich dunkel. Die Reisegruppe hatte sich unter der Leitung von Schulpastorin Dr. Annelore Siller und Politiklehrerin Regine Stelte mit einer Stadtführung durch Stadtarchivar Christoph Laue ausführlich über das jüdische Leben in Herford früher und heute informiert.
Der Künstler Gunter Demnig hatte den ersten Stolperstein 1996 in Berlin verlegt. Seit 2015 organisiert die gemeinnützige „STIFTUNG – SPUREN – Gunter Demnig“ die Fortsetzung des Projektes. In Herford liegen nun insgesamt 124 Stolpersteine, davon 108 für Menschen jüdischer Abstammung. In 1265 Kommunen in Deutschland und 21 Ländern Europas findet man weitere Gedenksteine mit dem Motto: „Ein Stein, ein Name, ein Mensch!“ Demnig hat zahlreiche Auszeichnungen für seine Idee erhalten.
Zur Verlegung des Stolpersteins besuchte der neue Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Dr. Olaf Reinmuth sein Berufskolleg. Von seinem Vorgänger hat er die Patenschaft für das Siegel „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ am Elisabeth-von-der-Pfalz-Berufskolleg übernommen. Der Musiker Harald Kießlich begleitete die Veranstaltung mit instrumentalen Stücken und einem jiddischen Lied, das die Schülerinnen aus der Oberstufe zum Fachabitur Gesundheit und Soziales vortrugen. Ihre Klasse hatte für den Schulgottesdienst vor den Herbstferien den Titel „Woher kommt der Hass?“ gewählt. Die Schülersprecherinnen Verena Schäffer und Emilia Held moderieren die etwa halbstündige Veranstaltung.
Schulpastorin Dr. Annelore Siller freut sich über die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Kuratorium Erinnern Forschen und Gedenken und dem Stadtarchivar Christoph Laue: „Wir planen vor den Herbstferien 2021 eine Projektwoche zum Thema ‚1700 Jahre jüdisches Leben in Herford‘.“